Einführung
Gastbeitrag, Kryptologen Blockchainmagazin: Da wir zur Zeit in allen möglichen Communitys vermehrt Fragen und Werbung zu MLM-Systemen sehen, haben wir für euch einen warnenden Beitrag über MLM-Systeme (speziell bezogen auf den Kryptobereich!) vorbereitet.
#Strukturvertrieb, #HYIP – die Beschreibungen für diese weniger seriöse Art der Vermarktung sind nicht annähernd so zahlreich, wie die aus dem Boden schießenden Unternehmen. Doch was hat es damit auf sich?
Per Definition haben die Bezeichnungen nicht alle zu 100% eine identische Bedeutung, jedoch sind die Unterschiede so gering und die Übergänge dermaßen fließend, dass sie im allgemeinen Sprachgebrauch oftmals synonym verwendet werden.
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Wichtiger als eine detaillierte Untersuchung der einzelnen Definitionen sind für uns aber die Gemeinsamkeiten:
UNREALISTISCHE GEWINNVERSPRECHEN BEI GERINGEM ARBEITSAUFWAND
Bezogen auf das Krypto-Business sollen in den meisten Fällen Finanzdienstleistungen an die „Investoren“ verkauft werden. Konkret lassen sich „Investitionspakete“, „Koffer“, oder „Anlagen“ über ein Investoren-Onlinekonto einkaufen, unter anderem auch in Form von Kryptowährungen. Mit dem Investitionsbetrag handelt das Unternehmen dann angeblich auf dem Kryptowährungsmarkt, um monatlich einen gewissen Prozentsatz der Einlage an die Investoren auszuschütten. Meistens liegt dieser Prozentsatz zwischen 17% und knapp 30%.
Angenommen, man befände sich auf dem normalen Aktienmarkt, würde die Höhe der Ausschüttungen allein schon den Verdacht auf einen betrügerischen Hintergrund rechtfertigen.
Weiß man aber, dass man dieser Tage auch als Privatperson via Daytrading auf diversen Kryptobörsen mit Zeit, Geschick, Know-How und gutem Timing (also jeder Menge Aufwand!) noch weitaus höhere Gewinne generieren kann, reicht dieser Aspekt zunächst noch nicht aus, um mit Sicherheit von Betrug zu sprechen.
Dafür müssen wir tiefer schürfen und auf ein weiteres spezielles Merkmal von MLM-Systemen zu sprechen kommen:
STRUKTURVERTRIEB IN PYRAMIDENFORM
Hier sprechen die Bezeichungen Pyramiden- oder Schneeballsystem eigentlich für sich.
Die Unternehmen setzen ihre eigenen Kunden als Werbevertreter ein, indem sie ihnen Provisionszahlungen für jeden neu geworbenen Kunden sowie eine prozentuale Beteiligung an den „Investitionen“ jeder weiteren Person bieten, die auf diesem Weg in das Netzwerk – in eine sogenannte „Downline“ – eingebunden wird.
An diesem Punkt kommen wir zum teuflischen Kern des Problems:
Durch die Versprechung hoher Provisionszahlungen für die Anwerbung neuer „Investoren“ werden die Kunden dazu verleitet, ihr persönliches Umfeld zum Einstieg in das System zu bewegen.
Sie riskieren somit nicht nur den Verlust ihres eigenen Vermögens oder den Verlust des Vermögens anderer – vielmehr setzen sie aus Gier oder tatsächlicher Unwissenheit ihren privaten Ruf und ihre privaten sozialen Beziehungen aufs Spiel. Damit hat diese Art des Vertriebs nicht nur katastrophale finanzielle Folgen, sondern zieht mitunter auch einen ganzen Rattenschwanz an rechtlichen und sozialen Problemen hinter sich her.
Kein Geld der Welt ist den Vertrauensverlust des gesamten sozialen Umfelds wert!
Viele Menschen, die auf diese Art ihren ersten Kontakt zur Welt der Kryptowährung finden und zunächst zu recht skeptisch sind, vertrauen dann doch eher auf die Empfehlungen ihrer Freunde oder Kollegen, als ihrem schlechten Bauchgefühl – ein fataler Fehler.
Unternehmen dieser Art haben in der Regel eine Lebensdauer weniger Tage (Stichwort Bots) bis zu einigen Monaten, die wenigsten Projekte überleben mehr als ein Jahr, bevor die Zahlungen an die Investoren eingestellt werden und die Hintermänner der Unternehmen mit dem Geld verschwinden. Dabei wird ein Markt nur für den Zeitraum bedient, solange Summa Summarum mehr Investorengelder zur Firma gelangen, als Auszahlungen der „Rendite“ beantragt werden.
Im Prinzip finanziert man so als Neuinvestor nur die Provisionen und Auszahlungen der nächsthöheren Investorenebenen, nicht die eigenen „Rendite“!
Verlagert sich das Verhältnis der Ein- und Auszahlungen zu Ungunsten des Unternehmens, wird der entsprechende Markt aus fadenscheinigen Gründen geschlossen (beispielsweise der europäische Markt), und das Unternehmen beginnt, sich auf den russischen oder asiatischen Raum zu konzentrieren – und das Spiel beginnt von vorn.
Die Investoren des geschlossenen Marktes, in unserem Fall des europäischen, haben dann schlicht und ergreifend Pech gehabt. Der überwältigend große Teil der Investoren hat ein Verlustgeschäft gemacht, einige haben gar Kredite aufgenommen und ihre gesamte Existenz von diesem einen „Investment“ abhängig gemacht.
Investiert niemals Geld, dessen Verlust ihr nicht kompensieren könnt! Und um Himmels willen – keine Kredite.
Nicht selten haben hochrangige Geschäftsmitglieder / Investoren dieser Unternehmen ihren Wohnsitz an einem Ort wie Dubai, was ein rechtliches Verfahren ihrer europäischen Downline gegen sie mehr oder weniger zu einem Ding der Unmöglichkeit macht. Das Geld ist verloren, und da hat man sich als Investor im Verlustfall noch nicht einmal mit dem Finanzamt, dem Steuerberater oder seinem Anwalt zusammengesetzt:
Im Einzelfall kommt es immer wieder vor, dass selbst nach dem Zusammenbruch eines Unternehmens und der Einstellung der Auszahlungen in den Onlinekonten der Unternehmen weiterhin Investitionsgewinne aufgelistet werden, die sich sowieso nicht mehr auszahlen lassen.
Nur unter ganz bestimmten Umständen lässt sich das Finanzamt dann davon überzeugen, nicht auch noch auf diese Scheingewinne Steuern zu verlangen!
Der Verein Vereinigte Lohnsteuerhilfe e.V. bietet auf seiner Homepage Aufklärung und Hilfestellungen für diejenigen, die bereits in den MLM-Bereich involviert sind und einen sauberen Ausstieg wünschen:
https://www.vlh.de/kaufen-investieren/abgeltungssteuer/schneeballsystem-
steuern-auch-auf-scheingewinne-faellig.html
Übrigens – sucht man nach einem unwiderlegbaren Beweis für die mangelhafte Nachhaltigkeit und fehlende langfristige Lebensfähigkeit eines Unternehmens mit Strukturvertrieb, kann man die Sache auch mathematisch betrachten.
Die meisten dieser Unternehmen bieten eine Vergütung der Downline bis zur 9. oder 10. Ebene an. Geht man davon aus, dass jeder einzelne Investor sein gesamtes soziales Umfeld mit in dem Sumpf zieht, müsste das Unternehmen spätestens bei einer Verbreitung über die 11. Ebene hinweg mehr Investoren haben, als überhaupt Menschen mit nennenswertem Einkommen auf diesem Planeten existieren. Spätestens an diesem Punkt wären keine Neuinvestoren mehr da, die die horrenden finanziellen Verpflichungen des Unternehmens noch tragen könnten.
In diesem Sinne kann man bei MLM-Unternehmen mit ganzem Recht von einem Krebsgeschwür sprechen, welches die Kryptobranche befallen hat.
Fallt nicht auf diese billigen Versprechen rein. Informiert euch lieber ausführlich über die Kryptobranche und die Währungen oder Projekte, in die ihr investieren wollt, erstellt euch dann ein Konto bei (fast) jeder beliebigen Kryptobörse und tradet dann selbst. Damit fahrt ihr auf jeden Fall sicherer. Und sollte man doch einmal einen Verlust einfahren, ist man wenigstens selbst dafür verantwortlich.
Abschließend ist noch zu erwähnen, dass nicht zwangsläufig alle Unternehmen mit Programmen zur Neukundenwerbung einen unseriösen Hintergrund haben müssen. Auch einige etablierte Börsen bieten ihren Kunden über sogenannte Ref(feral)-Links die Möglichkeit, gegen einen geringen (!) Bonus Neukunden für die Exchange zu gewinnen. Im Zweifelsfall muss man sich immer selbst ein Bild davon machen, ob diese Bonusprogramme einigermaßen realistisch erscheinen und noch in einen Rahmen gesunden Wachstums eingeordnet werden können. Auch ist uns bewusst, dass es außerhalb der Kryptobranche etwas weniger schwarze Schafe im MLM-Bereich gibt.
Bis jetzt haben wir jedenfalls noch keine Unternehmen mit MLM-Schwerpunkt im Kryptobereich ausfindig machen können, die zuverlässig über Jahre gelaufen wären, ohne dass es früher oder später zu massiven Problemen gekommen wäre.
Gastbeitrag, Kryptologen Blockchainmagazin.
Nützliche Links zum Thema
- MLM, Network-Marketing und der (Alb)traum vom schnellen Geld
- Artikel getaggt mit Pyramidensystem - Neun Mal Sechs
- Multi-Level-Marketing: MLM erfolgversprechende Alternative?
Häufig gestellte Fragen zu MLM und Network-Marketing
1. Was ist MLM oder Network-Marketing?
MLM steht für Multi-Level-Marketing, auch bekannt als Netzwerk-Marketing. Es ist eine Vertriebsstruktur, in der Vertriebspartner Produkte direkt an Verbraucher verkaufen und neue Vertriebspartner in ihre "Downline" rekrutieren.
2. Kann ich mit MLM schnell Geld verdienen?
Während einige wenige Menschen hohe Einkommen aus MLM-Strukturen erzielen, verdient die große Mehrheit der MLM-Mitarbeiter wenig oder gar kein Geld. Ein schneller Gewinn ist eher unwahrscheinlich.
3. Ist MLM das Gleiche wie ein Pyramidenschema?
Nein, MLM ist nicht dasselbe wie ein Pyramidenschema. Bei MLM werden tatsächlich Produkte oder Dienstleistungen verkauft. Pyramidenschemata konzentrieren sich hingegen fast ausschließlich auf die Rekrutierung neuer Mitglieder.
4. Was sind die Risiken von MLM?
Die Risiken von MLM können hoch sein. Dazu gehören finanzielle Risiken, da viele Menschen Geld für Startpakete und monatliche Gebühren ausgeben. Es gibt zudem das Risiko, Freunde und Familie zu verlieren oder zu belasten, indem man sie rekrutieren oder ihnen Produkte verkaufen möchte.
5. Kann MLM langfristig erfolgreich sein?
Einige Menschen haben langfristigen Erfolg mit MLM, insbesondere wenn sie gut im Verkauf und in der Rekrutierung sind. Allerdings zeigt die Forschung, dass der Großteil der Menschen, die MLM betreiben, nicht erfolgreich ist und die hohe Fluktuation unter MLM-Mitgliedern widerspiegelt diese Tatsache.